HomeLandesverwaltungDiplomatische VertretungenBerlin (D)Bilaterale Beziehungen Deutschland - Liechtenstein

Bilaterale Beziehungen Deutschland - Liechtenstein

Politischer Partner

Die Verbindung zwischen Liechtenstein und Deutschland ist traditionell sehr eng. Die Länder sind durch ihre gemeinsame Geschichte, Kultur und durch die gemeinsame deutsche Sprache seit Jahrhunderten miteinander verflochten. Im Jahr 2019 hat das Fürstentum Liechtenstein sein 300-jähriges Bestehen gefeiert – unter anderem mit einem Festakt in Berlin.

Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Liechtenstein zeichnen sich durch zahlreiche bilaterale Kontakte in verschiedenen Bereichen aus. Insbesondere in der Aussenpolitik sowie der Wirtschafts- und Finanzpolitik findet ein regelmässiger Austausch auf Regierungsebene statt. Auch zu den deutschen Bundesländern pflegt Liechtenstein enge Beziehungen.

Neben den bilateralen Kontakten ist Liechtenstein auch Teil des multilateralen Netzwerkes der deutschsprachigen Länder (Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich und der Schweiz). Diese treffen sich jährlich auf der Ebene ihrer Staatsoberhäupter, in verschiedenen Ministerformaten und auf Ebene der Parlamentspräsidenten.

Durch seine 25-jährige Mitgliedschaft im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) nimmt Liechtenstein am EU-Binnenmarkt teil. Die Gesetzgebung des EU-Binnenmarkts wird deshalb in Liechtenstein vollumfänglich in nationales Recht übernommen und angewendet. Liechtenstein ist überzeugt, dass Lösungen für aktuelle Herausforderungen wie die Bewältigung der Corona-Pandemie sowie Flucht und Migration, Demographie, Klimawandel und Digitalisierung nur in enger Kooperation mit den europäischen Nachbarn erarbeitet werden können.

Gemeinsamer Einsatz für einen starken Multilateralismus

Deutschland und Liechtenstein arbeiten in den Institutionen der Vereinten Nationen, des Europarats und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) eng zusammen. Das gemeinsame internationale Engagement steht im Dienste der Rechtsstaatlichkeit, der Einhaltung der Menschenrechte und der Stärkung der multilateralen Zusammenarbeit.

Enge Wirtschafts- und Handelsbeziehungen

Deutschland ist einer der wichtigsten Wirtschaftspartner Liechtensteins. Es ist das wichtigste Herkunfts- oder Produktionsland für in Liechtenstein importierte Waren und gehört, neben der Schweiz und den USA, zu den drei wichtigsten Exportdestinationen für liechtensteinische Industrieprodukte.

Top Ten Absatzländer der Industrieunternehmen der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK) 2019 Top Ten Absatzländer der Industrieunternehmen der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK) 2019

Bei den ausländischen Direktinvestitionen Liechtensteins rangiert Deutschland ebenfalls an oberster Stelle mit 6 Mrd. CHF (2017). Liechtensteinische Industrieunternehmen sind mit rund 30 Auslandniederlassungen in Deutschland vertreten und beschäftigten 2019 9‘000 Mitarbeitende. Die Tochterunternehmen liechtensteinischer Firmen sind meist in forschungsintensiven und innovativen Bereichen tätig. In Bayern sind dies bspw. einige tausend Arbeitsplätze in der Befestigungstechnik oder der Kommunikationstechnik. In Baden-Württemberg befindet sich die Deutschlandzentrale eines Unternehmens für Zahntechnik. In Thüringen beschäftigen liechtensteinische Unternehmen hunderte Arbeitnehmer in der Nahrungsmittelindustrie und in der modernen optischen Industrie. In Sachsen haben sie Arbeitsplätze in der Klimatechnik und in Brandenburg in der Solarglasbranche geschaffen. Umgekehrt ist ein weltweit tätiger deutscher Industriekonzern aus Nordrhein-Westfalen einer der grössten Arbeitgeber in Liechtenstein. Weltweit schafften die grossen liechtensteinischen Industrieunternehmen im Jahr 2019 58‘200 Arbeitsplätze im Ausland.

Werkplatz Liechtenstein / Forschungs- und Innovationsstandort

Der Industrie-Anteil an der liechtensteinischen Bruttowertschöpfung ist mit rund 47% einer der höchsten weltweit. Entsprechend hoch ist auch der Anteil der Beschäftigten in diesem Sektor mit 37%.

Die liechtensteinische Volkswirtschaft ist stark von kleinen und mittleren Unternehmen geprägt. Die Zahl der Unternehmen hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt, entsprechend hoch ist die Unternehmensdichte heute: Auf 8 Einwohner kommt ein Unternehmen, während es in Deutschland ca. 24 Einwohner sind. Über 8% des BIP (rund 580 Mio. CHF) investiert Liechtenstein in Forschung und Entwicklung (2018). Damit gehört Liechtenstein zu den forschungsstärksten Ländern der OECD. Ebenfalls ausgeprägt ist die Innovationskraft des Wirtschaftsstandorts, was sich u.a. in der hohen Anzahl neuer Patentanmeldungen pro 1‘000 Einwohner wiederspiegelt.

Finanzplatz Liechtenstein / Bilaterale und multilaterale Steuerkooperation

Die Finanzdienstleistungen sind nach der Industrie der grösste Wirtschaftssektor und damit eine der zentralen Pfeiler der liechtensteinischen Volkswirtschaft. Ein auf Kontinuität und Nachhaltigkeit beruhender, langfristig ausgerichteter Finanzplatz ist für Liechtenstein deshalb von grundlegendem Interesse. Die enge wirtschaftliche Verflechtung zwischen Deutschland und Liechtenstein führte im Jahr 2011 zum Abschluss eines umfangreichen Abkommens zur Vermeidung von Doppelbesteuerung (DBA). Bereits 2009 war ein Abkommen über den Austausch von Informationen im Steuerbereich (TIAE) abgeschlossen worden. Durch die so entstandene Rechtssicherheit auf beiden Seiten sind die beiden Wirtschafts- und Finanzplätze eng miteinander verbunden. Liechtenstein setzt seit über zehn Jahren auf volle Transparenz und Kooperation im internationalen Steuerbereich und zählt zu den ersten Ländern, die den Automatischen Informationsaustausch in Steuersachen (AIA) umsetzten.

Kulturelle Beziehungen

Die gemeinsame deutsche Sprache ermöglicht einen unkomplizierten und facettenreichen Austausch zwischen deutschen und liechtensteinischen Kulturschaffenden, sei es in der Musik, der Literatur, der darstellenden oder bildenden Kunst. Beispielsweise besteht seit 2012 eine enge Beziehung zum Kammerensemble Classic der Deutschen Oper Berlin. Zu Ehren des liechtensteinischen Komponisten Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901), einst Hofkapellmeister des bayerischen Königs Ludwig II., fanden mehrere Konzertreihen und Austauschkonzerte in Vaduz, München und Berlin statt. Seit mehreren Jahren ist Liechtenstein mit eigenem Stand an den Buchmessen von Frankfurt und Leipzig präsent. In Liechtenstein hat sich eine lebendige, junge Literaturszene entwickelt. 2006 eröffnete Liechtenstein ein Künstleratelier in Berlin, in dessen Folge der deutsch-liechtensteinische Kulturaustausch noch intensiver geworden ist. Zwischen dem Liechtensteinischen Landesmuseum und dem Winckelmann-Museum im Stendal besteht eine langjährige Kooperation. Eine ähnliche Zusammenarbeit gab es zwischen dem zeitgenössisch orientierten Kunstmuseum in Vaduz und der Stadt Weimar, in der 2012 die grosse Arte Povera Sammlung ausgestellt wurde.

Botschaft und Honorarkonsulate

Liechtenstein unterhält seit 2002 eine Botschaft in Berlin. Seit 2008 gibt es in Frankfurt am Main und in München liechtensteinische Honorarkonsulate. Im Herbst 2021 wurde das Honorarkonsulat in Hamburg eröffnet.